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Tag vierundfünfzig: Easy Night

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​15. September 2022

​Route: Port Askaig–Bowmore–Port Charlotte ​Wetter: mehrheitlich sonnig ​Wind: kühl, aber unsere Richtung ;-) 
​Tageskilometer: ca. 51,5
​Höhenmeter: 465
​​Geschwindigkeit: 19.7 km/h

Unsere Bedenken, einen ordeligen Schlafplatz, resp. Stellplatz für unser Zelt, zu finden, zerschlugen wir grad nach Ankunft der Fähre in Port Askaig. Wir marschierten nach kurzen Blicken in die Dunkelheit der näheren Umgebung gradwegs ins Hotelpub, um die Lady an der Theke die Frage der Fragen zu stellen: ob man da irgendwo ein Zelt aufschlagen könne. Probably, aye, but you’d better ask my husband over in the shop. – Still open? – Aye, he’s there, he knows better, I’m sure.

Und tatsächlich führte Iain uns ins Gärtchen hinter dem Hotel, grad mit Sicht auf die Anlegestelle der Fähren und das kleine Hafenbecken für ein paar Fischerboote, ein Lifeboat und eine Handvoll anderer Schiffchen.

Unsere Nacht war gerettet. Unser Abend auch, denn das Pub lag ja wirklich grad um die sprichwörtliche Ecke.

Hotel’s backyard

Und da verbrachten wir dann auch unseren Abend: im ältesten Pub von Islay, dating back to the 16th century. Die niedere Decke zeugt davon. Natürlich habe es damals anders ausgesehen, es sei wohl eher ein Raum mit offener Feuerstelle gewesen, in dem gebranntes Wasser ausgeschenkt worden sei für die Viehtreiber, the drovers, die das Vieh von hier über die Meerenge nach Jura gebracht haben, von wo es weiter nach aufs Festland Richtung Fort William und Perth auf die Viehmärkte gegangen sei. Das Meer ist in Port Askaig tatsächlich nur wenige hundert Meter breit, Und das Vieh und die Viehtreiber seien damals oft rübergeschwommen. Wie die das fertigbrachten mit dem Vieh, entzieht sich unserer Kenntnis.

Die Publady hatte sowieso viel zu erzählen, auf der Insel kennt man sich. Sie spricht von anderen Pubs und Hotels, die zu Tode renoviert worden wären, von Corona, vom Sanierungsbedarf des eigenen Betriebs, den sie nach der Schliessung kaum stemmen könnten.  

​Die Queen sei regelmässig Gast gewesen in Port Askaig, sie habe sie auch mehrmals gesehen, einmal, anlässlich eines offiziellen Besuchs 1980 auch getroffen.

Sie sei zwar entsetzt über den Brexit, aber die SNP, die Scottish National Party, die die Trennung von Schottland vorantreiben möchte, sei nicht ihre Partei. Zu sehr sei man abhängig in Schottland von der Ökonomie des Südens, von Lieferungen, von Arbeitskräften und so weiter. Was hätten sie denn da oben ausser Fisch, Whisky und ein bisschen Öl an der Ostküste?

Hansj und ich mutmassten noch, das Hotelierpaar sei hier im Dorf wohl so etwas wie “The Firm” in Buckingham. Ist so, merkten wir am nächsten Morgen: Ausser dem Hafen, dem Hotel und dem Laden (Letztere werden von ihnen betrieben) hat es in Port Askaig noch ein Wohnhaus: Dort wohnen die beiden.   

So fuhren wir also, gut ausgeschlafen und gesättigt von einem feinen Hotelfrühstück mit allem Drum und Dran, die steile Strasse aus dem Ort hinauf und steuerten die Distillery Bunnahabhain an. Rechts weg von der Hautpstrasse, Ober viele Hügel, landeten wir zuerst in einem anderen Distillery Visitor Centre einer ganz neuen Marke, die noch nicht mal auf dem Markt ist, da sie noch keine Abfüllungen machen könnten, weil der Whisky noch zu jung sei. Aber es ist auch mal schön, eine Distillery zu sehen, die modern daherkommt, nicht mit dem geschichtsträchtigen alten Schriftzug “since whatever in the past” blufft, dafür schöne Gebäude aufstellt, mit einer grandiosen Aussicht auf das Meer und die Isle of Jura.

Hansj muss leider nochmals zurück, da sein Rucksack die Morgensonne noch ein bisschen geniessen wollte in Port Askaig, ich mache mich auf einem kleinen Umweg über eine Nebenstrasse auf Richtung Bowmore, dem grössten Ort auf Islay. Fast zeitgleich treffen wir dort ein, machen eine gute Stunde Pause und starten dann den Weg um die Bucht, wo der Campingplatz liegt – an wunderschöner, aber recht zugiger Lage in Port Charlotte.

Auswärts essen wurde schweirig, ausgebucht, kein Platz oder keine Zeit mehr für zusätzliche Gäste. Brexit Staff Shortage lässt grüssen. Knapp kamen wir noch im Beizli neben dem Campingplatz unter, hässlich eingerichtet, aber recht gut und eher auf der günstigen Seite. Ins Lochindal Hotel gings dann nachher noch für ein Pint oder eher zwei, um dann mit Rückenwind zurück zum Zeltplatz zu wandern, wo uns die kühle, windige Nacht egal wurde.  

Port Askaig
Kino macht in Port Askaig Zwischenhalt, um gemäss Programm nachher auf Tiree den “Elvis” zu machen
On the way to Bunnahabhain which we would not reach.
What a view for the Master Distiller
Oberhalb Bowmore
Durchblick in Bowmore
View from the road to Port Charlotte
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