Scotland25

Scalloway–Lerwick–Aberdeen

Kein guter Morgen auf dem Camping in Scalloway. Kopfweh, wenig geschlafen. Ich brauchte lange, bis ich mich endlich dazu durchringen konnte, das Zelt abzuprotzen. Und so verkleinerte sich der Radius meines geplanten Ausflugs für den Tag zusehends. Am Schluss entschied ich mich dazu, gemütlich, nach Lerwick zurückzugondeln.

Es war wieder sehr windig – das ist auf dieser exponierten Inselgruppe wohl normal. Das Festland von Grossbritannien weit im Süden, Im Osten ein paar hundert Kilometer nach Norwegen, gegen Westen nichts mehr bis Grönland ein bisschen nördlich und Kanada.

Es hatte erstaunlich viel Verkehr, und mit dem Wind teilweise von der Seite war das nicht sonderlich angenehm: Ich hielt mich verkrampft am Lenker fest, damit einigermassen die Ideallinie dem Strassenrand nach halten konnte. Die Autofahrer hingegen trauten sich kaum, den schwankenden Velofahrer zu überholen.

Überhaupt ist das mit dem Überholen so eine Sache. Die, die am nächsten an mir durchdrücken, sind oft gemietete Autos – oder haben Schweizer Kennzeichen. In Grossbritannien wird man gebüsst, wenn man nicht mindestens 1,5 Meter Abstand hält beim Überholen von Velos. Ähnliche Gesetze gibt es meines Wissens auch in der EU. Das ist einerseits recht angenehm gegenüber früheren Zeiten. Anderseits . . . rief ich innerlich auch des Öfteren „Jetzt chum doch äntli, Mann!“. Es ist nämlich auch nicht sonderlich angenehm, wenn auf den oft eher schmalen Strassen der Highlands die Autos hinterherhötterln, obwohl da für mein Gefühl locker genug Platz wäre für entspanntes Überholen. Aber so muss ich in die Ausweichstelle und womöglich noch ganz anhalten, damit sie sich nach vorne trauen. Das gleiche übrigens bei Gegenverkehr auf Single-Track-Strassen. Meist könnten ein Velo und ein einigermassen vernünftig grosses Auto bequem kreuzen. Aber die im Auto scheinen das nicht zu merken.

Alles halb so schlimm. 

Ich kam dann wohlbehalten in Lerwick an und steuerte direttissima wieder zu Pete‘s Café. (Das hat jetzt übrigens für drei Wochen zu: Ferien!)

Und beim Kaffeetrinken und dem anschliessenden Durch-den-Ort-Schlendern überlege ich, wie ich das jetzt im Blog verkaufen soll.

Das erste Ziel, die Orkneys und Shetlands, habe ich erreicht. Für das zweite Ziel, die Inseln zu erkunden, fehlte dann doch die Zeit. Wohl darum merkte ich auch, dass der Speicher von den vielen bisherigen Eindrücken voll ist und die Batterien leer vom Weg, der zu der Quelle der Eindrücken führte. 

Und: Wenn ich die Velotour für den Blog mache, mache ich etwas falsch.

Am Mittwoch gut schweizerisch überpünktlich zum boarden der Fähre bereit. Und ich verbringe den ganzen Abend mit Nadine, der Schweizer Bekanntschaft von gestern, und einer ganzen Truppe anderer Schweizer im Fähri-Restaurant. Als die alle in Kirkwall aussteigen müssen für auf die Orkneys, ziehe ich mich in meine Kabine (!) zurück und erwache erst durch die Durchsage, man solle doch bitte zmörgelen kommen, falls man etwas möchte. Ich wollte.

Um 10.40 fuhr der Zug nach Glasgow.