Molina de Aragón–Teruel, 117 km, 500 Hm, 16 km/h im Schnitt.

Das wird gut heute. Bin schon recht früh beim Zmorge in der Panadería  des Städtchens. Kühl ist es heute morgen. Ich lasse mir dann auch bis kurz vor zehn Zeit mit der Abfahrt.

Die Sonne scheint. Die Welt ist bös in Ordnung, als ich mich dran mache, die recht sanften Steigungen zu bezwingen.

Das Navi auf dem Handy will heute nicht mit mir sprechen, also lasse ich denn Bildschirm laufen. Habe ja eine grosse und volle (und voll schwere) Powerbank dabei.

Kurz vor der „Passhöhe“ gibts einen kurzen Stopp. Flüssigkeitshaushalt beisammenhalten.

Mit dem langsam aufkommenden Gegenlüftchen wird man auch auf der Abfahrt nicht allzu schnell. Und so langsam komme ich wieder in die Ebene. Das Lüftchen ist unterdessen ein fühlbares Windchen.

Aber hätte da noch nicht ein kleiner Gupf kommen sollen? 

Da wär ein Abzweiger gewesen vor etwa 10 km. Hänu- Richtung Teruel bin ich trotzdem unterwegs. Also umplanen. Und den Bildschirm eben wirklich nicht mehr ausschalten.

Ich weiss, die vielen Kartographiephilen unter euch mag das schmerzen. Oder belustigen. Aber mit dem Kartenlesen unterwegs hatte ich es noch nie so. Darum verlasse ich mich da auf die Elektronik. Aber die scheint sich nicht so wirklich auf mich verlassen zu können.

Und so kommen zu der sowieso schon eher lang geplanten Etappe noch eine Handvoll Kilometer dazu. 

Aber morgen werde ich in Teruel bleiben. Darum alles im bester Ordnung. Aus dem Windchen wurde unterdessen ein Wind.

Und wie sehr ich am nächsten Tag in Teruel bleiben werde, kann ich noch nicht mal annähernd ahnen. Aber … so eine Vorahnung macht sich breit. Der Wind flüstert es mir.

In Monreal del Campo gibts eine Zuglinie. Und ja: auch einen Bahnhof. Nur ist die Bahnlinie momentan stillgelegt. Den Ersatzbus, der Velo wohl nicht mitgenommen hätte, hab ich um wenige Minuten verpasst. Also Zmittag. Der Wind pfeift um die Ecken. Von Teruel her, meinem noch 65 km entfernten Ziel.

Um 14 Uhr gehts weiter. Den Wind, unterdessen wirklich stark, direkt ins Gesicht, Meter um Meter. Die Kilometer tröpfeln nur sporadisch, anstatt gemütlich zu plätschern. Es ist flach, keine Kurven, keine Bäume, keine Häuser, eine sehr windige Topographie also. Topfeben. Und ich fahre dauernd bergauf, in kleinem Gang, Höhenmeter um Höhenmeter, die gar nicht existieren.

Ich war schon lange nicht mehr so tammihässig – auf mich, den nicht fahrenden Zug und den verpassten Bus, auf meine Planung und das kurze Abstellen des Handydisplays und den Wind, Spanien überhaupt und auf die Welt sowieso.

Mit wirklich letzter Kraft schaffte ich es in die Stadt. Auf ins Hostal Aragón, duschen, kurz liegen, Znacht essen und schlafen. Diese Planung hat dann funktioniert. Wenigstens das.


Heute nach ausgiebigem Zmorge so ein bisschen halblebig durch die Stadt. Wetterprognose sagt Ähnliches für die Folgetage voraus. Und so bleibt die Strecke von Teruel nach Valencia wohl auf meiner Bucket List. Ich hänge mal noch einen Teruel-Tag an. Mal sehen.

Von Gegenwind habe ich jedenfalls die Nase  gestrichen voll.