Geschafft

Caldas de Arega–Porto

95,5 km, T: 5:36, 17 km/h im Schnitt, Vmax: 54 km/h
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Sonnig, bewölkt, bedeckt, Zimmerpflanzenbestäubungsnieselregen, warm

Gestern war ja grad so eine Art Aufwärmrunde. Aus irgendeinem Grund hatten wir die fixe Idee, heute Abend in Porto zu sein. Wir waren uns im Klaren darüber, dass es eine lange Etappe werden würde. Und eine schöne. Beides bewahrheitete sich mehr als nur annäherungsweise.
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Lang: Die Kilometerzahl spricht schon mal Bände, die geleisteten Höhenmeter gemäss GPS Enzyklopädien: 2060.
Schön: Im Prinzip könnten wir hier so ein bisschen Copy-Paste von gestern machen: Weinberge, schnucklige Dörfli, grüne, terrassierte Hügellandschaften, schöne und wenig befahrene Strassen. Und eben, dazu kommen würde nun: schön anstrengend. Schon grad nach dem Start ging's hinauf, um grad wieder aufs Douro-Niveau abzutauchen, und dann schraubte sich die Strasse in luftige Höhen ins erstaunlich hässliche Cinfães. So hässlich, dass wir das grad etwas auf uns wirken lassen mussten. Und der Eistee im Strassencafé war genauso willkommen wie die damit verbundene Pause.
Ja, das Douro-Tal zieht halt eben Touristen an, und, um die zu beherbergen und zu bewirten, stellen auch die Portugiesen ausnehmend grausliche Bauten hin und ebnen halbe Landstriche für eine reisebustaugliche Kreiselverkehrsspielwiese.
Weiter ging's in ständigem Auf und Ab (glaub, das hatten wir auch schon mal so auf diesem Blog, oder?) über die Hügel Richtung Westen, immer der Rota Românica nach, die romanischen Baudenkmälern folgt, von denen es hier anscheinend nicht wenige hat. Einfach dumm, dass die immer abseits der Strasse, und dann meist aufs Schärfste bergauf liegen. Wir verzichteten also darauf. Erst recht, weil wir den Sinn des Namens erst beim Verfassen des Blogtexts herausgefunden haben.
Die vom Veloreiseführer vorgeschlagene Route macht einen relativ grossen Umweg gegen Süden, um Porto zu erreichen. Den wollten wir nicht. Und unternahmen zwei vergebliche Versuche, das Flussufer zu wechseln, um eine direkte Strasse in die Stadt zu haben. Fehlanzeige. Veloverbot. Autostrasse. So blöd.
Also Umwegschlaufe eins über den Hoger, und wir landeten auf der gleichen Strasse nochmals. Hätten wir doch nur das blöde Kärtchen besser studiert. Also nochmals über einen Hoger, dachten wir. Aber der Hoger ging nur durab. Und flott auf die Brücke zu. An dessen südlichem Kopf eine riesige, schöne Statue. Mit einer Gedenkkapelle unten drin. Wir hielten eine Weile inne, fragten uns dann auch, warum die Statue, warum so gross?
Auch darauf gabs erst am Abend eine Antwort: Die ehemalige Brücke stürzte 2001 ein und riss 59 Menschen in den Tod. Und Einwohner der Gegend hatten schon lange gewarnt, da wäre was nicht in Ordnung. In der Folge mussten viele Regierungsmitglieder zurücktreten, und 2002 wurde eben diese Statue als Denkmal errichtet.
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Porto lag noch ein Stück weg. Genau 38 Kilometer, zwei Erhebungen und ebenso viele Pausen. Dass dann die Einfahrt das Zuckerhäubchen wurde, ahnten wir ja zum Glück noch nicht. So steil kann eine Zufahrt in eine Stadt gar nicht sein. Das ist asozial, diskriminierend und auch sonst gemein.
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(Da sah es ja noch ganz harmlos aus)


Ziemlich kaputt – vor allem Didi – sind wir vom langen Tag, und wir denken gern zurück an das gestern eingepackte Schweinsschnitzel in unserem Brot und die Süssigkeiten von Michal und Nik, die ganz dringend gegessen werden mussten.