Dem Wind entgegen
Montemor-o-Novo–Ferreira do Alentejo

81 km, T: 4:11, 19,3 km/h im Schnitt, Vmax: 64,8 km/h
Bedeckt, doppelt so viel Regen wie gestern
Heute kämpften wir auf weiten Strecken gegen einen forschen Wind. Und das begann schon nach der ersten Kurve. Bis Alcoçovas stieg die die Strasse über dreissig Kilometer um knapp 300 Meter an. Natürlich nicht in einem Rutsch, zwischendurch konnten wir uns auch ein bisschen entspannen auf kurzen Abfahrten. Einfach, damit es nachher wieder bergauf gehen konnte. Mit dem Gegenwind war das alles ein eher zweifelhaftes Vergnügen. Nach einem kurzen Anflug von Regen – so richtig nass wurde es aber nicht – liess der Wind zum Glück ein bisschen nach. Dass die Einfahrt nach Alcoçovas, wo wir unseren Mittagshalt abhalten wollten, so steil sein würde, dass man schon fast von überhängend sprechen müsste, war zwar ärgerlich, aber so langsam haben wir uns an diese Finessen des portugiesischen Städtebaus gewöhnt.
Den Kafi verschoben wir auf Torrão, fünfzehn Kilometer weiter, da sich in Alcoçovas nichts Gescheites finden liess. Dachten wir. Kaum losgefahren, kamen wir dann ins Zentrum der Neustadt – unseren Lunch nahmen wir im Centro Historico, und da war alles Historico, auch die Leute auf der Strasse, und die Chnelle an der Ecke sowieso. In der Neustadt (die übrigens unten an der Hauptstrasse gelegen hätte) lachten uns dann eine ganze Reihe von geeigneten Lokalen entgegen. Und so schrumpften die fünfzehn Kilometer auf wenige hundert Meter. Was ja eigentlich ein guter Anfang für einen wirklich netten Pausenrhythmus werden könnte.
Danach war das mit dem Wind grad ein bisschen weniger schlimm. Er kam nun von der Seite, vielleicht sogar tendenziell ein ganz kleinstes bisschen von hinten. Und es ging runter. Auch tendenziell, und auch ein bisschen. Aber irgendwie machte es so grad wieder einiges mehr Spass. Zumal sich auch die Wolkendecke ein bisschen auflockerte und wieder Farben sichtbar wurden in der Landschaft.
In Torrão, wo doch eigentlich der Kafi angestanden hätte, stand jetzt, da Kafi schon erledigt, Eistee an. Mit Ach und Krach fanden wir ein geöffnetes Lokal. Ja, das ist tatsächlich manchmal schwierig hier. Viele Bars oder Cafés sind geschlossen, für immer. Oder einfach, weil es grad windet oder weil die Katze heute schlecht drauf ist, weil ihr der Hund zu laut gebellt hat, oder weil sich schon gestern niemand hat blicken lassen, als es auch geschlossen war.

Schade war einfach das mit dem Wind. Der hatte sich nach der Teepause wieder eines anderen besonnen und fegte uns nun wieder ins Gesicht. Und zwar nicht schlecht!
Ziemlich geschafft kamen wir in Ferreira an und hatten grad noch irgendwo ein Zimmer gefunden. Und zwar das beste bisher. Mit Terrasse! So fühlen wir uns beide irgendwie fast wie zu Hause.
Und so viele Tiere wie heute haben wir noch auf keiner anderen Etappe gesehen, es war fast wie im Kinderzoo in Rapperswil: Es wimmelte von Kühen, Hasen hüpften über die Strasse, es galt Raupen auszuweichen, Schafe fast so viele wie in Schottland und Schweine auf riesiger Open-Air-Plantage, die quikend vor uns reissaus nahmen – auch sie hatten wohl noch nie ein Liegevelo gesehen und Didi darum grad für den Metzger gehalten.
Da habe ich nun grad eine dürftige und sehr an den Haaren herbeigezogene Überleitung zu einem Fazit geschaffen: Ein bisschen zäh war er, der heutige Tag. Das Plätzli, das es heute zum Znacht gab, dafür gar nicht.

(Dagmar im Kampf gegen den Wind)

(Die Sonne im Gesicht – gestern)