Dann wurde es endlich mal wieder Sommer
Ferreiro-do-Alentejo–Odemira

84,9 km, T: 4:10, 20,4 km/h im Schnitt, Vmax: 60,5 km/h
Sonnig und warm, viel Wind
Textfetzen zu diesem Blog entstehen zum Teil während des Fahrens. "Der Kampf geht weiter", war so einer der Fetzen. Oder "Vom Winde verweht mit Happy End", wäre auch ein Titel gewesen. Was macht einen Tag zu einem guten Tag? Eine Etappe zu einer schönen?
Erstens mal die Landschaft. Und die war heute so abwechslungsreich wie schon lange nicht mehr. Zuerst lag eine Kakteenplantage an unserem Weg, dann durchquerten wir auf einer gut ausgebauten Nebenstrasse kilometerlange Olivenplantagen. Irgendwo in der Mitte stand eine grosse Anlage, deren Signet uns von den Olivenölflaschen im Restaurant schon bekannt vorkam. Um eine Ecke gebogen kam dann auch die ärmliche Containerbehausung, über den Zaun hingen halbwegs gewaschene Arbeitskleider.

Dann änderte sich der Stil: Für den Rest des Tages fuhren wir an vielen Kuh- und Schafweiden vorbei, Eukalyptushaine und Nadelwälder verströmten immer wieder einen angenehmen Duft, weite Ackerflächen und viele brachliegende Wiesen konnten wir sehen, schottische Highlands kamen in den Sinn, ein See lag an unserm Weg, hübsche Städtchen, die mehr Leben verströmten als die in den letzten Tagen, luden zu Kaffee und Eistee, und das Bänkchen im kleinen Park war ideal für unser Picknick.

Zweitens wären da die Strassen und der Verkehr: Wir fuhren zwar über weite Strecken einer Hauptstrasse entlang, doch der Verkehr hielt sich in sehr angenehmen Grenzen. Hin und wieder ein Lastwagen, meist ein bisschen schnell resp. zu nah – in diesem Sinn müssen wir auch das Kränzchen teilweise auseinander pflücken, das wir vorvorgestern noch gewunden haben. Aber alles in allem war die Verkehrslage sehr entspannt.
Drittens das Wetter: Eben, am Morgen war da wieder dieser Wind von Südost – anscheinend typisch für die Gegend. Und der war also schon ein bisschen mühsam. Dazu ging es halt auch noch ordeli bergauf. Aber das hatten wir gestern auch schon, gell? Anders als gestern schien die Sonne wieder und heizte tüchtig. Und machte eben alles unter Punkt 1 erwähnte noch viel schöner. Wichtig für die Psyche ist sowas imfall. Mit unserem Abdrehen gegen Südwesten erledigte sich dann nach der Mittagspause auch das Thema mit dem Wind. Wir fühlten uns zeitweise schon fast über die Hügel geschoben, und wir konnten ein flottes Tempo anschlagen.

Viertens: Topografie und eben Wind: Eben, mit Gegenwind wird's sogar bergab sehr unspassig, wenn er zu stark weht. Und bergauf ist's einfach nur noch lästig. Da kann man in die Pedalen steigen wie man will, es will nicht vorwärtsgehen. Wenns dann noch steil wird, dann will man am Abend grad gar nichts mehr darüber schreiben, weil man es einfach so schnell wie möglich vergessen will. In Windstille ist das dann schon ein bisschen schöner. Und mit Rückenwind beginnt man zu fliegen. Die Hügel werden flach, das Bergab birgt dann Rauschpotenzial, und die gesteckten Ziele, die vorher bei Gegenwind noch in quälender Ferne lagen, rasen auf einem zu. Wenns allzu steil steigt, ist das mit einem heavely loaded bike nicht grad der Hammer. Es bleibt zwar fahrbar, aber das mit dem Genuss wird schwierig. Aber es gibt so Steigungen, die sind auch ganz ok, und eigentlich weiss man es ja sowieso, irgendwann gehts wieder runter. Meist bald. Manchmal ein bisschen später, manchmal halt erst am nächsten oder übernächsten Tag. Aber runter kommen sie alle mal, die Strassen, zumal wir unsere Tour in Baden auf knapp 400 Meter begonnen haben und sie auf auf null Metern enden wird.
Unsere Etappe heute führte uns von Ferreira nach Odemira. Und wenn ihr bisher gelesen habt, dann wisst ihr nun Bescheid, warum sie uns so gefallen hat.
