(Tobermory–)Kilchoan–Salen–Lochailort

70 km, 18 km/h, 1050 hm 

Punktlich um 9.30 legt die Loch Linnhe resp. An Linne Dhubb von der Einfahrtsrampe in Tobermory ab, zieht die eigene Rampe hoch und lässt einen französischen Kleinwagen zurück: Ist ein Ersatzschiff und hat zu kleine Kapazität für die Sommermonate – man müsse halt damit rechnen, mal stehen gelassen zu werden. Man darf ja auch mal Vorteile haben mit dem Velo, finde ich. Denn ein solches findet irgendwo dann schon noch ein Plätzchen, zumindest auf einem Schiff. In Zügen ist es ja nicht immer so klar.

Nach einer halbstündigen Überfahrt stosse ich mein Rad brav auf festen Boden. Und sortiere nochmals mein Gepäck. Es zeukelt ein forsches Windchen, mal von da, mal von dort. Nicht so ganz klar, was daraus werden soll. Das Wetter sonst: bedeckt, ein bisschen kühl, aber ganz ok. So let’s ride and find out more about it.

Kilchoman, das ist ja der Ort, an dem die Wegweiser ein bisschen unbedacht am Wegesrand platziert wurden, und man übersieht sie allzu schnell, wenn man Richtung Hafen fährt, weil, da kommt man schnell, es geht gut bergab vorher, ein bisschen Geschwindigkeitsrausch mag dabei sein, und vielleicht eine schon seit langem nicht mehr geputzte Brülle. Tatsache ist: Ich fahre nun in der Gegenrichtung. Da gehts in Rampen ruppig bergauf. Und nein: Rückenwind hilft da schon nicht so viel, aber Gegenwind ganz bestimmt grad ganz und gar nicht. Und wenn er dann so bläst wie heute, dann werden Acht- zu Fünfzehnprozenter – extrapolieren sei dem werten Leser, der werten Leserin überlassen. 

Kurzum: It’s just fucking exhausting – excuse my French. Dazu kam: Es will nicht enden. Wie meist, wenn es mal so richtig anstrengend ist.

Im Pub des Lochgailort Inn läuft grad Queens “I got to break free” – wär mir grad recht gewesen bei diesem Einstieg in die Etappe. Ich hätte es ja wissen müssen. Wiederholungtäter. Verklärte Erinnerungen. Lernresistent. Oder einfach sonst nur eingeschränkt kognitiv fähig. Aber da bin ich nun . . . Hab’s ja nicht anders gewollt. Selbst schuld.

Glenborrodale liegt dann wieder am Wasser. Es muss also runtergehen. Und das ist gut so. Jacke anziehen, damit ich nicht ausfriere mit den jetzt schon verschwitzten Kleidern. Wenn es ein Café hat, bin ich da drin. Es hat aber keines. Also weiter bis nach Salen. Ortschaften mit dem Namen Salen gibt es grad zwei, recht nahe beieinander. Gestern hatte ich in Salen auf Mull ein Sandwich, heute in Salen auf der Ardnamurchan Peninsula. Doch bis dahin ist es ein ständiges Auf-und-Ab gewesen, manchmal steiler, manchmal so, dass ich nicht allzu viel runterschalten muss. Alles in allem recht cool, wäre doch einfach der WInd nicht – jetzt nicht mehr direkt von vorn, immerhin.

Im Pub/Hotel in Salen werde ich mir so langsam bewusst, dass ich es wohl nicht bis Mallaig mache heute. Das bisher Gefahrene war recht anstrengend. Und ja: Ich bin nun mal kein Extreme-Endurance-Biker. (Die schneiden wohl auch ein bisschen die Ränder ab bei der Kreditkarte, um noch ein paar Zehntelgramm zu sparen.) Klar ist: die wären an dieser Stelle erst so recht eingefahren. 

Weiter gehts nach Arrachacle und Glenuig, verschiedenen Bays und Löchern nach. Und jetzt eben: Am Abzweiger Richtung Mallaig steht ein Pub, das wusste ich. Und da will ich hin. Und wenn sie Zimmer haben, dann nehme ich eins. Und das ist gut so.

Und da bin ich nun. unterdessen geduscht und ein Pint vor mir. Und schon wieder viel besser gelaunt. Soll ich doch noch nach Mallaig???