17. und 18. April: Fähre von Barcelona nach Genua, Zug Genua–Tortona, Tortona–Milano, Milano–Lugano, Lugano–Arth Goldau, Arth Goldau–Zürich, Zürich–Baden
Ich hatte nun gut einem Tag in Barcelona – und der hat gut getan, durch die Stadt flanieren, hier etwas trinken gehen, da ein bisschen sein, rasch zurück ins Hostal erholen, und das ganze von vorn.
Wie immer, wenn ich allein reise, finde ich das mit dem Essen nicht so lustig, das ist einfach besser (und irgendwie auch einfacher) in Gesellschaft. Und schöner. Und spannender. Und überhaupt.
Mit meinem Paradigmawechsel, nicht nach Malaga zu steuern, sondern an die Ostküste Spaniens ist auch die Idee gekommen, mit der Fähre von Barcelona nach Italien zu cruisen. Und das Datum passte. Als alle terminlichen Eventualitäten mit Vorwärtskommen auf dem Velo und Tagen zusammengerechnet waren – wie viel Zeit mir dann wo noch bleibt –, habe ich gebucht. Und ehrlich: Das war eine gute Entscheidung. Das Velo auf der ganzen Reise Velo sein lassen, nicht auseinanderschrauben und eintüten. Das empfand ich nun grad als Lebensqualität. Und trotz der nicht so guten Erinnerungen an die letzte Fahrt mit GNV (damals Tanger–Barcelona–Genua, 2014) und trotz der vernichtenden Kritiken an GNV auf einschlägigen Reiseforen und -Websites: Ich freute mich darauf. Einen Tag zum Nichtstun verdammt. So schön.
Um 10:30 Ablegezeit. Mindestens zwei Stunden vorher zum Einchecken erscheinen, ich machte drei daraus und war um halb neun schon lang in einer kurzen Schlange von einigen PW und einigen mehr Wohnmobilen, diese Jogurtbüchsen halt. Meist bewohnt von älteren Ehepaaren und einem kleinen Pelzding. Die sassen da so in ihren Stuben auf Rädern, und ich wartete im zugigen kühlen Schatten. Aber es hatte ein Ende um etwa halb zehn.
Durfte als Erster rein. Leer war es ja nicht, die kommt ja von Tanger (Marokko) und macht hier nur einen Zwischenhalt.
Ich hatte mir eine Kabine gegönnt mit Seesicht – sehr anderes Feeling als die Innenkabinen, die doch so etwas ein bisschen von einem Verliess haben, Isolationsunterkunft. Und der Aufpreis hielt sich mit etwa 10 € in engen Grenzen. Und das war es mir wirklich wert.
Ich fand, ich hätte das gut entschieden mit der Fähre: sonnig, recht warm, Platz, Kaffee so viel ich wollte, ein erstaunlich nichtallzuschlechtes Mittagessen (haben die Kritiken auf TripAdvisor sogar etwas gebracht?), schöne Aussichten, die Weite. Der Bereich um den Pool (ja, Pool, der ist aber notorisch leer) war vor allem bevölkert von Marokkanern. Und hier würde gendern nun wirklich nichts bringen. Ihre Musik plärrte aus dem Handy, Shisha wurde rumgegeben, Karten gespielt. Und ihre Frauen versteckten sich wohl in der Kabine. Oder hüteten das Gepäck bei den Sitzen. Oder sonstwo.
Geschlafen hatte ich dann zwar trotz Kabine nicht allzu gut. Aber viel mehr als Zugfahren war ja nicht angesagt für den nächsten Tag – also halb so wild.
Kurzer Rückblick: alles gut gelaufen, keine Panne, kein Unfall oder Ähnliches, alles eigentlich reibungslos. Die Entscheidung, die Strecke abzukürzen ist mir schwer gefallen, aber sie war richtig. Gegangen wär es wohl schon, aber ich hätte kaum Zeit gehabt in Malaga, und es zwei lange Zugreisein vor mir gestanden. Und die Gegenwindetappe hätte mir wohl das Genick gebrochen für den ursprünglichen Plan. Denn nach diesem Tag brauchte ich ein bisschen Zeit, um mich zu regenerieren. Da war ich echt durch den Wind.
Weil ich aber umgeplant habe, war die Reiserei dann recht entspannt. Und eben: die Rückreise in die Schweiz auch.
Am allerwichtigsten in diesem Rückblick aber: wie schnell es geht, bis man so woanders ist mit den Gedanken als zu Hause. Schnell genug zurück ist man dann sowieso..
Und jetzt ein kleiner Ausblick: wieder mal Schottland. Nennt mich langweilig. Etwa drei Wochen im Sommer, Nachtzug von London nach Fort William (auch mit Kabine). Und dann Outer Hebrides, Nordküste und Orkneys/Shetlands. Also fast nach Skandinavien.
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