Von Didi auf Sonntag, 26. Oktober 2014
Kategorie: Marokko 2014

Tag 56, 25. Oktober

Umweg macht die Etappe heiss – oder Vom Glück, überschnorret zu werden

Batalha–Serra Ventoso–Mira de Aire–Samtarèm

102,3 km, T: 5:45, 17,8 km/h im Schnitt, Vmax: 62,3

Sommer

Da kamen wir ganz nett pünktlich los von Batalha, so etwa um zehn. Hatten eine ruhige Etappe, zwar mit einigen Hügeln, aber eher der gemütlichen Sorte, geplant. Und kommen doch erst um halb acht in Santarèm an. Was ist da passiert?
In Serro Ventoso, einem verschlafenen Kaff mit Kirche, aber fast ohne Café, wollten wir einen Bisi- und Eisteehalt einlegen. Nach zweimaligem Durchkurven der geraden Hauptstrasse fiel uns auf, dass im winzigen Supermercado noch ein paar Tischchen und eine Theke rumstanden. Also wurden die Bikes parkiert, und wir nahmen im nach Chlor riechenden Lokal (frisch geputzt halt) Platz. Und irgendwann lümmelten sich zwei Mountainbiker an die Theke und tranken einen kühlen Weissen. Und als wir bezahlen wollten, ging's los: Woher, wohin, und warum nicht DIE Sehenswürdigkeiten der Gegend reinziehen? Einfach links liegen lassen, sie wohnten doch sowieso da, und es wäre ihre Richtung. Es nützte alles nichts: Wir seien doch zu langsam für sie, brachten wir ein. Und wir müssten ein bisschen vorwärts kommen. Aber die Grotte sei doch preisgekrönt als eine der sieben sehenswürdigsten Sehenswürdigkeiten.

Wir schlugen ein. Und waren ihnen am Ende so was von dankbar. Antonio und Nunu, so hiessen die beiden, führten uns über eine der Strecken, die sicher zu den schönsten unserer Reise gehören werden. Rauf in die Hügel, viel Aussichten – für etwa zweieinhalb Stunden waren wir auf einmal zu viert. Und konnten tempomässig sogar mithalten. Bergab sowieso, hatten die beiden doch so Mountain-Traktorreifen montiert.





Sie ührten uns Richtung Mindes und Mira de Aire, wo wir eben die Grutas besichtigten. Mit einem portugiesischen Führer, von dem wir einen infinitesimalen Bruchteil verstanden, ging es rund 700 Treppenstufen in die Tiefe, schön beleuchtete Stalaktiten und -miten, ein unterirdischer See, Felskathedralen, Tropfsteinorgeln. Es war ein Erlebnis – spannend und schön, was Jahrtausende, Mineralien und Wasser erschaffen können. Und auch, weil die beiden so enthusiastisch waren. Der Stolz auf die eigene Heimat war zu spüren.



Jeden Tropfen Schweiss war der Umweg wert, schon wegen des Wegs selbst, und natürlich auch wegen der Grotten. Und Antonio und Nuno bedankten sich am Schluss glaub etwa gleich bei uns wie wir uns bei ihnen.

Dumm einfach, dass wir um halb fünf noch fünfzig Kilometer vor uns hatten, die wir nun einfach wirklich machen wollten, da das Ende der Reise eben langsam greifbar wird.

Über eine gemütliche Strasse mit einigen Raufundrunterdingern der geselligen Art radelten wir Richtung Südwesten, machten noch eine kurze Esspause (zum Glück!) und nahmen am Strassenrand bei der Kreuzung wieder mal einen Kafi, um uns für die letzten knapp dreissig Kilometer zu befeuern. Und waren prompt wieder das Zentrum des Interesses. Woher? Wohin? Alles mit dem Velo? Wie lange? Und wie fährt man das da?
 
Die Einfahrt nach Santarèm war wieder so gemeinst steil, die Stadtplaner wären hier ebenso gefordert wie in Porto.
 
Ein super Tag, wir supermüde – beides dank unserer beiden Reiseführer, die uns zu unserem Glück überredet haben.
 
Danke Antonio, danke Nuno!
Kommentare hinterlassen