Von Didi auf Donnerstag, 06. November 2014
Kategorie: Marokko 2014

Tag 68, 6. November

Ab in die Gassen

La Palma del Condado–Sevilla

58,7 km, T: 3:01, 19,5 km/h im Schnitt, Vmax: 53,5 km/h

Schönes Wetter, kühl am Morgen und am Abend

Tja, das mit dem Sommer . . . Die Zeiten, in denen wir schon am Morgen nichts überlegen mussten und uns einfach in unsere kurze Reisekleider stürzten, sind wohl Vergangenheit. Am Morgen bei der Fahrt zum Frühstück im wohl angesagtesten Café in La Palma, überlegte sich Didi allen Ernstes, die Handschuhe zu montieren. Nach dem Zmorgen beschien die Sonne schon den Kirchenplatz, was ihm dann diese Flausen zum Glück wieder austrieb.

Die Fahrt Richtung Sevilla war recht anspruchslos. Weite gewellte Ebenen, wenig bis eigentlich fast gar kein Verkehr, kaum Kurven. Und wir zählten vor allem die bis Sevilla zu fahrenden Kilometer. Bei knapp 60 haben wir begonnen. Und die hatten wir dann auch irgendwann geschafft, etwa 68 wurden es dann letztlich. Wie die das messen, haben wir immer noch nicht ganz rausgefunden. Es sind immer mehr, als angegeben werden – Stadtrand zu Stadtrand?

Unterwegs erblickten wir in der Ferne dann komische Türme mit einer Art Schweif. Durchdesignte Kamine? 
Hmm . . . Für das kommt der Rauch aber ganz komisch heraus. So schräg gegen unten. Als wir näher kamen, kristallisierte sich so langsam heraus, dass das ein Sonnenkraftwerk ist. Wenn hier die Sonne auch im November so scheint, ist das wohl etwa gleich zuverlässig als Energiequelle wie ein Flusskraftwerk in der Schweiz.

Beim gefühlt etwa siebten Fototermin im Zusammenhang mit dem Sonnenkraftwerk geschah auch das Ereignis, auf das Dagmar nun wirklich lieber verzichtet hätte. Beim Losfahren hat sie das Gleichgewicht verloren, kam nicht rechtzeitig aus den Pedalen und rauschte armvoran dem Boden entgegen. Und jetzt tuts irgendwie ziemlich überall weh – Arme, Schulter, Nacken . . . Gestell verzogen. Funktioniert alles noch, nichts Ernsthaftes, aber ärgerlich, schmerzhaft und einfach eher unnötig.

(Vor Sevilla: Wir scheinen uns in die Landen der Stiere zu begeben.)

Wir fuhren dann zuerst eher gemächlich weiter, da für sie jede Bodenunebenheit sehr unangenehm war. Irgendwie schafften wir's aber doch nach Sevilla, und dank eines kleinen Verfahrers, der auf Didis Konto ging, verpassten wir die direkte Brücke in die Stadt. Dafür konnten wir dann erstaunlicherweise voll und ganz auf Velowegen reinfahren.

Jaja, diese Velowege: In Portugal enden sie ohne Vorankündigung in einem Abgrund, in Spanien haben sie die fixe Idee, dass Velowege etwa fünfzig Zentimeter höher sein müssen als die Strasse – jedenfalls in den Vororten von Sevilla ist das so. Das hat dann zur Folge, das jede noch so poplige Garageneinfahrt auf dem Veloweg eine Schwelle runter auf Strassenniveau und wieder rauf auf Velowegniveau braucht. Wirklich extrem super. Zum Testen der Federung jedenfalls. Und für schmerzende Arme und Nacken erst recht. Oder er führt über den Parkplatz des Einkaufszentrums. Da ragen dann auf der einen Seite die Autonasen, auf der anderen die Büsche bis in die Hälfte. Wenn Glück im Spiel ist, hat's noch einen Single Trail vörig. Oder ein kleiner Hund kläfft aus dem Gebüsch hervor.

Der Veloweg in die Stadt war dann aber ganz ok, das müssen wir fairerweise eingestehen.
Sevilla ist gross. Und all diese Leute! Woher kommen die alle? Wir sind grad ein bisschen überfordert heute Abend. Aber so viel wissen wir schon: Wir freuen uns, diese Stadt zu erkunden. Sie empfängt einem irgendwie mit offenen Armen.


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