Von Didi auf Freitag, 09. Februar 2018
Kategorie: Ligurien–Côte d'Azur 2018

Tag 7, 9. Februar

Sanary-sur-mer—Marseille

67 km, 16,9 km/h im Schnitt

Wenig Wind, in Sanary recht warm, Marseille kühl; sonnig

Höhepunkt zum Schluss

Ja, das wars jetzt wohl, das mit meiner Wintervelotour. Ich bin etwa um halb fünf in Marseille angekommen, und ganz ehrlich: Ich war froh. Denn umso näher ich der grossen Stadt kam, desto kälter wurde es. Aber beginnen wir doch mit dem Anfang.

So schön war das Erwachen noch selten. Sanft beginnt das Tageslicht den Horizont und das mit Segel- und Fischerbötchen gut besetzte Hafenbecken zu beleuchten. Der Wind hat sich endlich mal schlafen gelegt, und so mache ich mich nach dem Zmorge zügig bereit, um die letzte Etappe unter die Räder zu nehmen.

Zuerst gehts zügig Richtung Syr-sur-mer und von da nach Ciotat, einem schönen Hafenstädtchen, das mich zum Kaffee einlädt. Wenn man jetzt das alles mal ganz nüchtern betrachtet, gleichen sich Städte und Städtchen an der Côtes d‘azur schon sehr. Strand, Hafen, Promenade, dahinter die Altstadt und dann, was es halt sonst noch so gibt: Blöcke, manchmal auch Hochhäser, mindestens ein Supermarché, und ganz viele Apotheken, Tankstellen und Autogaragen, alles nett um um ein paar Kreisel herum drapiert.

Nach Ciotat gehts auf die Route des Crêtes. Die Strasse steigt zuerst mal happig bergan, um dann beinahe überhängend zu werden. Die Anstrengung lohnt sich allerdings. Wahnsinnsaussichten, die markanten Calanque-Felsformationen. Und den US-Donald-T. haben sie auch in Stein gehauen. Hoffentlich gibt’s bald einen Grund, diesen Felsen seinem Nachfolger anzupassen. Die Chance, dass das geht, ist vorhanden. Donald hat ja einen ziemlich grossen Kopf. Da kann man schon ein bisschen Material wegnehmen, um den Nachfolger draus zu machen.

Ich geniesse denn Rundblick hier oben, und von mir aus könnte die Krete noch viel länger sein. Es hat nur ganz wenig Verkehr. Nicht mal andere Velöler hat’s hier, dabei ist es sowas von einer Veloherausforderung, hier oben durchzugehen. Aber schon sehr anstrengend. Die sensationelle Landschaft belohnt einem aber reichlich für durchgemachten Qualen. Einfach den kleinen Gang nicht zu Hause lassen.

Ich stürze mich ins Tal, wünsche mir also fast einen Fallschirm, so steil ist das. Basejumping by bike könnte man es auch nennen. Ich hatte schon lange nicht mehr Bedenken wegen der Standfestigkeit meiner Bremsen, heute lege ich ein paar kurze Auskühlpausen ein.

Cassis, ein weiteres Küstenstädtchen, von dem ich annehme, das es so aussieht wie alle anderen, lasse ich aus, damit ich nicht zu spät in Marseille ankomme, von dem mich nun noch der Col de Gineste trennt. Der ist ein bisschen weniger spektakulär und viel weniger verkehrsarm. Leider. Und die Abfahrt dauert fast zu lang, weil es einfach ein paar Grad zu kalt ist, um es geniessen zu können. Ausgekühlt oder sogar unterkühlt stürze ich mich in den Stadtverkehr.

In Marseille einfach geradeaus, sagt mir die Mapout-Karte. Ich bin ja bei Grossstädten meist etwa gleich skeptisch wie überfordert, was die Kartenleserei und -folgerei anbelangt. Da tut sich auch häufig eine Lese-Wirklichkeits-Schere auf. Gesperrte Strssen, nicht beachtete verbotene Richtungen etcetc.

Aber diesmal stimmt’s. Zum Glück. Weil genug ist genug. Hab kalt. Und Hunger. Und noch keine Idee, wo schlafen und wie mit dem Zug heim.

Das Hotel liegt grad beim Bahnhof, und — oh Wunder — am Sonntag um 6.37 fährt ein TGV mit Veloabteil Richtung Lyon, mit vernünftigem Anschluss nach Genf. Sogar Platz für mein Velo hat’s noch. Also. Vielleicht morgen noch ein Beitrag zu Marseille, und sonst halt mündlich, gell.

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