Von Didi auf Montag, 10. November 2014
Kategorie: Marokko 2014

Tag 72, 10. November

???

Lebrija–Cádiz

65,4 km Velo/76,3 km im Gesamten, T: 3:14, 20,2 km/h im Schnitt, Vmax: 41,6 km/h

Leicht bewölkt, am Morgen kühl, zu Blog-Eintrag-Ende einsetzende Niederschläge

Also, wie wärs, wenn mal jemand von euch diesen Blog schreibt? Wird also langsam ein bisschen anstrengend, nur so imfall. Wie soll der Titel heissen? Locker durch die sanften Hügel? Klingt ein bisschen abgedroschen. Und angeberisch. Oder: Wieder mal ein bisschen Schiffen . . . Hoppla: Schifffahren? Das Wortspiel kommt sonst in die falschen Hälse. Ist das der Sonderzug nach Rota. Da kriegen wir Probleme mit Udo. Nicht Jürgens. Lindenberg. Zum Dritt- oder Viertletzten? Was denn, wo denn, wie denn?

Meldet sich niemand, um aus diesen Stichworten etwas Brauchbares zu formulieren? Mach ich es halt selbst.

Also. Ja, es war genau so. Die heutige Etappe führte uns die ersten vierzig Kilometer locker flockig durch sanfte Hügel, Richtung Chipiona, wieder dem Meer zu. Ein entspanntes Dahinrollen mit wenig Kraft und trotzdem zügig. Das ist immer schön, da weiss man dann sofort wieder, warum es eben schon schön ist, mit dem Velo durch die Welt zu kommen. Und da werden einem auch die Lastwagen, die gelegentlich eine Spur zu nahe kommen (aber wirklich nur eine Spur! Und viel hatte es auch nicht davon, wirklich easy) ziemlich egal. Eifach laufe lah, nüüt dranne mache. Aber gell, den habe ich auch schon mal gebracht?

Aber das mit dem Locker, das hat uns selbst auch ein bisschen beeindruckt. Denn als wir mit dieser Tour begonnen haben, war es flach. Die Mittellandroute in der Schweiz bietet kaum Höhenmeter. Und nach dem ersten Tag nach Olten hatten wir also genug. Und das waren glaub etwa fünfzig Kilometer. Heute hatten wir nach vierzig zwar Hunger. Aber es hätte ruhig noch lange so weitergehen können.

Seit wir in Sagres angekommen sind, ist es ziemlich flach. Und heute ist uns aufgefallen, wie man nach einigen Tagen durch das flache Land zu fahren, fast eine Art hungrig nach Hügeln wird. Ein bisschen ins Schwitzen kommen, die Aussicht, das laufen Lassen bergab, die nächste kurze Steigung mit dem Schwung ausbügeln können, die Gänge wieder hochschalten. Und laufen lassen.

Von Chipiona ging es nach Rota weiter: und zwar auf einem ausrangierten Bahntrassee. War gemütlich zu fahren. Lustig waren allerdings die neckischen Überführungen. Dass da früher auch Züge drübergefahren sind, wagen wir mal ernsthaft zu bezweifeln. Knapp fünfzehn Kilometer weiter liegt Rota, eine kleine Stadt vis-à-vis von Cádiz.

(Und jetzt schliesst doch glatt die Beiz, in der dieser Blog hätte entstehen sollen. Also zurück in die Pension Fantoni. Ein schmuckes kleines Teil, mit der Reception in einem Innenhof, das Doppelzimmer zu 45 €. Was im Fall eher viel ist für hiesige Verhältnisse. In andern Ländern sind Campingplätze fast so teuer.)

In Rota nahmen wir, wie ihr der Karte sicher entnommen habt, die Fähre. Diesmal schon über zehn Kilometer. Ihr seht: Wir bleiben dran. Die nächste Fähre wird zur Hauptprobe – die Meerenge zwischen Tarifa und Tanger. Und dann gilts dann bald ernst.

Tja, und morgen wird es hier gemäss Wetterprognose einiges regnen. Was heute entgegen anders lautenden, nicht wirklich kompetenten Aussagen nicht so war. Aber am Mittwoch sollte das Ärgste vorüber sein. (Auch dies: entgegen nicht wirklich kompetenten Entgegnungen auf nicht wirklich kompetente Prognosen.) Falls sich das Wetter an die kompetenteren Prognosen halten sollte, was wir doch inständig hoffen, nehmen wir dann die letzten Kurven in Europa unter die Räder. Zwei Tage bis Tarifa.

Doch bis dahin schauen wir uns noch in Cádiz um.

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