Lost and found
Sagres–Lagos–Silves

Etwa 75 km – oder 105, schwierig zu sagen grad jetzt.
Windstill, leicht bewölkt
Nach ausgiebigem Frühstück in "unserer" Küche kamen wir beizeiten los. Wir waren natürlich mehr als froh, dass sich der Wind mal erholen musste von seinem Stress in den letzten Tagen, wäre es doch gelinde gesagt eine Tortur gewesen, die knapp zehn Kilometer mit fast konstanter leichter Steigung bis Vila do Bispo bei Verhältnissen wie gestern zurückzufahren. So wars ganz ok. Nicht viel mehr. Denn die Strasse war breit und gerade, sodass die Autos in hohem Tempo an uns vorbeischossen. Dank geringen Verkehrsaufkommens und gut ausgebauten Pannenstreifens wars trotzdem einigermassen friedlich. Leider kam es uns erst spät in den Sinn, die elektronische Karte zu konsultieren, auf der der Veloweg – also eigentlich die alte Strasse – eingetragen ist. Immerhin kamen wir gut vorwärts.
So waren wir auch schon um halb zwölf in Lagos, wo wir am Ufer des Flusses mit Blick auf den Atlantik, noch ohne allzu viel Hunger zu haben, unseren Lunch reinschoben. Und dann noch eine kleine Tour durchs Städtchen machten, dies natürlich mit dem festen Vorsatz, einen Kaffee zu trinken. Was uns dann auch gelungen ist. War ja klar, oder?
Weiter ging unsere Reise ins Hinterland, unter diversen Autobahnen durch, die uns langsam vom mittlerweile regen Verkehr erlösten. Irgendwann waren wir dann wieder fast so einsam unterwegs, wie wir uns dies ja eigentlich gewohnt sind: ein bisschen abseits der Auto- und Lastwagenlawinen. Kurz vor Schluss noch ein Eisteehalt in Porto de Lagos, wo irgendwie das Verhängnis seinen Anfang nahm, ohne dass wir etwas davon merkten.
Die Strecke ab Porto de Lagos wurde zum Höhepunkt der heutigen Etappe. Sie führte uns auf einer angenehmen Strasse mit ein paar Kurven und wenigen und angenehmen Steigungen und Gefällen – so fast ein bisschen Gefälligkeiten halt – Richtung Silves. Wo wir unser Zimmer im Residencial Ponte Romano, einem schönen roten Haus bezogen. Das Verhängnis nahm seinen Lauf.

Silves ist eine spannende Stadt. Man spürt die Nähe zu Afrika, einige orientalisch anmutende Bauten, grad eingangs Dorf ein arabisches Kulturzentrum: Die Stadt Celb, das heutige Silves, war im zwölften Jahrhundert eine der wichtigsten Städte der Mauren auf der iberischen Halbinsel. Und obwohl nicht mehr viel direkt sichtbar ist, hat sich irgendetwas davon gehalten, in den Mauern, in der Bevölkerung.
Wir trugen unser Gepäck aufs Zimmer. Und wo zum Teufel hab ich mein Portmonnaie hingetan? Ist doch sonst immer in der Rechten vorderen Aussentasche. Halt in der linken? Auch nicht. Film ab. Kopfkino. In Porto de Lagos hatte ich es noch. Und mitgenommen. In die Tasche gesteckt, wohl schon, aber nicht sicher. Falls nein, wo liegts? Falls doch? Rausgefallen, beim Rausnehmen des Fotoapparats unterwegs? Sh..! Gut zehn Kilometer. Es ist halb fünf. Trotzdem nochmals alles zum dritten Mal durchsuchen. Mit Dagmars Hilfe. Nix.
Also los zurück! Mit Haudegentempo – geht ja alles butterweich so ohne Gepäck, dafür ist die Federung knüppelhart! – zurück zur Bar. Nichts da. Mist. Also wieder retour, damit ich noch was sehen kann, falls es tatsächlich auf dem Boden liegt.
Zurück, frustriert, ID, Kontokarten, Kreditkarten . . . aaaeeergher.
Aber, der aufmerksame Leser, die aufmerksame Leserin erinnert sich an den Titel.
Ein frustrierter letzter Griff in die Tasche, um sicher zu sein, dass ich nicht vergebens zurückgefahren bin, und ich war mir sofort sicher, dass ich vergebens gefahren bin. Es war eben doch genau da, wo es hingehört. Die grosse Erlösung.
Betrachten wir es also einfach als Trainingsrunde. Und ich wollte ja einfach mal wieder ohne das Zeug hinten drauf rumfräsen

Und jetzt sitze ich gelöst noch im "Art'aska", einer Bar mit Liveduo, Klavier/Gesang und Drums. Hat erst grad angefangen. Und klingt gut. Zuerst ein hübscher Bossa Nova, dann eine Swingnummer, und dann wieder mal Girl-of-Ipanema-Sound. Gefällt.

Kommentare 4
Kopfschüttelnd hier mein Kommentar: kann passieren und lieber ein solches Ende :_)
wenn i typisch säge, het de didi weder s,gfühl i seg fräch. also vergesseds. aber i freu mi wie verruckt wenn er weder xund dihei sind.
Ich erinnere mich so knapp a de Fotiapparat . . . De isch glaub denn würkli no i de Beiz Gysi. Oder?
Chunnsch am Samschitg, 29., bim Scnäggli cho Metzgete ässe?
Meine Lippen sind versiegelt, ich sage gaaaar nix ;-)