Strecke: Montpellier–Agde
Wetter: sonnig, heiss, zuerst Rücken-, dann Gegenwind
Km: 100,6 km
Schnitt: 19,25 km/h
Totalzeit: 5:13 h
Nach dem Frühstück im Hotel Nova musste ich mir erst mal so richtig klar darüber werden, wie ich nun den Ausweg aus diesem Montpellier finde. Das letzte Mal wars ja einfach: per TGV. Nach Basel. Ist ja klar.
Dieses Mal half mir auch letztes Mal: Auf dem iPad ist ja immer noch Dagis und meine Einfallsroute gespeichert. Und die war nicht mal so schlecht. ausser vielleicht, dass einiges davon Einbahnstrassen waren und ich irgendwelche Anpassungen tätigen musste. (Hier ein spezieller dienstäglicher Gruss ans FuW-Team!) Irgendwie fand ich die richtigen Ränke, hin und wieder brauchte ich auch zwei Anläufe dazu.
Ich geriet allerdings ein bisschen schneller südlich, als mir lieb war, und musste dann im Kreisel eine Handbremskehre hinlegen, um wieder Kurs Richtung Norden nehmen, denn auf der schmalen Landzunge zwischen dem Etang und dem Festland war die Strasse nicht durchgehend, was ich leider übersehen hatte.
Nach dem Mittagsrast in einem hübschen, aber verschlafenen Dörfli, das ausser einer Kirche, dem Hôtel de la ville und einem Kafi nicht viel zu bieten hat, schletzte es mich auf die Hauptstrasse, was ein doch eher zweifelhaftes Vergnügen war. aber immerhin kam ich fürschi, ohne ständig die Karte respektive das Tablet zu konsultieren. Ich muss feststellen: Auch wenn ich die Schachregeln beherrschen täte, gäbe ich einen sehr schlechten Schachspieler ab: Ich kann mir, wenns hoch kommt, die nächsten drei Kreuzungen merken. Wenn die nun noch gegen mich spielen würden, wäre ich wohl schon dreissigmal beim Place de l'opéra in Montpellier vorbeigekommen und würde nun mein Zelt – stolz ob der Kilometerleistung – neben dem Karussell aufschlagen.
Und nun ein kleiner Exkurs zum Radweg französischer Prägung:
Es darf davon ausgegangen werden, dass in den meisten Ländern die Lobby der Radfahrer – mit gemischtem Erfolg – für den Bau von Radwegen kämpft. In französischen Landen ist der Sachverhalt phänologisch ein anderer: Hier sinds die Autofahrer. Und zwar darf vermutet werden, dass die Autofahrerlobby das Ziel, die Radfahrer weg von der Strasse zu holen, damit sie eeeendlich ungestört sind, verfolgt. Anders ist es nur schwer zu erklären und noch schwerer zu begründen, warum dem radfahrenden Individuum derart gefährliche Pisten zugemutet werden. Ein paar Beispiele für den Radwegen immanente Hindernisse, Gefahrenherde und sonstige Danebenheiten: Im Kreisel wird man aussenherumgeführt. Das heisst, man hat xmal eine Strasse zu überqueren. Jede Seiteneinfahrt ab Grösse einer Garage mit Scooterabstellplatz wird mit einem Keinvortrittsignal geahndet, und man muss auf drei Kilometern gefühlte dreizehnmal die' Seite wechseln. Die Radwege mäandrieren einfach so in der Gegend rum, weil wohl jeder Besitzer einer Doppelgarage keinen Radweg vornedurch will. Und sie sind manchmal halt einfach mit einem Fahrverbot belegt, da irgendeine Instanz sie wohl für unzumutbar gehalten hat, das aber leider der Kartographie des Landes aber nicht gemeldet hat. Dann fährt man halt die fünf Kilometer zurück, die man auf sich genommen hat.
Aber streckenweise wars ein grosser Genuss heute: lange dem Meer nach, schnurgerade, zwar forscher Gegenwind, aber was nimmt man nicht alles in Kauf?
Etwa um sieben Uhr, bin ich auf dem Camping in der Nähe von Agde gelandet. Das Zelt steht. Das Zancht war gut. Und das Untrhaltungsprogramm in der Camping-Beiz weniger. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf?
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Montpellier, Sommer, Sonntag, heiss. Die Studis wohl schon in den Ferien, die Einheimischen an den Strand geflüchtet. Wers mal beschaulich will, der nutzt den heissen Sonntag, um dem Schatten nach die Gässchen, Strassen und Boulevards zu erkunden.
Von Café zu Café schlendern, aufpassen, dass das Wasser in der Flasche nicht verdunstet, bevor mans getrunken hat, nie zu schnell, schwitzen werde ich morgen noch genug. Aber auch nicht zu langsam, sonst kleben die Schuhe.
Zum Znacht gabs wegen des doppelten Brexit ein Cornish Pie mit passendem Getränk – aus Manchester, hab ich mir sagen lassen.
Ein durch und durch gemütlicher Tag. Und ein bisschen Bammel vor morgen, denn es ist wirklich recht heiss an der Sonne. Recht erstaunlich, oder? Aber mit dem Fahrtwind ists dann vielleicht gar nicht so schlimm.
Heute Abend spielen nun Frankreich und Island. Und die Franzosen wissen imfall selbst nicht so recht, für wen sie sein sollen. Zwar haben sie sich die Gesichter oder Arme vom Pub-Garçon in ihren drei Farben verzieren lassen, aber die Isländer geniessen glaub trotzdem einige Sympathien hier. Und haben überdies die gleichen Farben auf ihrer Flagge. Ist noch praktisch.
Unterdessen haben die Franzosen die Isländer runtergelassen. Und die Frenchies haben sich gleitig entschieden, wen sie favorisieren. Ich hätte es den andern aber auch gegönnt. Und die Stimmung im "Café de la mairie" grad neben dem "Beehive" zieht an, aber nicht des Fussballs, sondern eines spanischen Gasts wegen, der seinen Leuten ein paar Lieder spielt – halt eben ein Gastspiel.
Und jetzt hupen sie hier um die Wette, und ich will doch morgen ein bisschen zeitig unterwegs sein . . .
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Den ersten Tag verbringe ich in verschiedenen Zügen und sitze schon für etwa 200 km auf dem Velo, bevor ich dann mit Hunger und grosser Müdigkeit im ganz passablen Hotel in Montpellier eintreffe.
Morgens um fünf, wenn die Welt noch gröber in Ordnung ist, fiept mich mein Händi mit seinem Esistzeitzumaufstehenundhastdugutgeschlafenwennnichtistauchegalgedudel aus dem viel zu kurzen Schlaf. Es regnet leise draussen.
Zum Frühstück nimmt der Regen zu, und als ich mich dann endlich auf das mit Gepäck und Steuererklärung beladene Velo schwinge, schiffts approximativ in Strömen. Kurz beim Gemeindehaus vorbei, weil ich die Steuererklärung nicht brauche, um durch Frankreich zu steuern. Und dann, jetzt das erste Geständnis, peile ich den Lift an. Da will da einer in die Pyrenäen, und für die erste Steigung nimmt er schon den Lift. Das ist ja wie Langlauf am Bügellift.
Zug nach Bern, Doppelstöcker. Velo reinschieben, absitzen, super. Zug von Bern nach Genf: ebenfalls. Cool. Dann die alte Grübe von Genf nach Lyon: drei hohe Stufen, und nirgends wirklich Platz für mein kleines Orangenes. Mit Anlauf krieg ich es dann doch noch in die Nähe des vorgesehenen Orts. Lyon–Avignon: wieder Doppelstock, aber der Eingang befindet sich gefühlt im Obergeschoss. Und Gepäck steht auch überall rum. Und Sitzplatz hats sowieso keinen mehr. Die erste Viertelstunde stehe ich also schützend und stützend neben meinem Velo, doch dann . . . Wenn man schon so ein Liegesofa spazierenführt, kann man das ja auch als solches benutzen, oder?
Nach Lyon klart dann auch der Himmel so langsam auf, die Aussichten enttrüben sich zunehmend, und die Temperaturen gehen langsam nordwärts. Draussen wird es wohl wärmer, und drin macht die Klimaanlage einen auf Nordpol, sodass es einem das Wasser im Mund gefrieren lässt.
Dann steige ich nochmals um – keine einzige Stufe und ein wunderschöner Velohaken und für mich ganz allein ein Viererabteil. So läss!
In Montpellier ists heiss. Und ich stelle mit Freuden fest, dass der Erlös für das Tandem, das wir letztes Mal hier an Unbekannt verschenkt haben, gut investiert wurde. Aus dem schon lange geschlossenen Goldlädeli wurde sozusagen ein nettes Fruchtundgemüselädeli. Ein feines Znacht im "Café de la Mairie" – das sind die mit dem Superschoggikuchen, gäll Dagi! – und dann schon bald ins Bett. Ein bisschen nachschlafen gehen.
Und den Gefallen, mir das Velo nochmals klauen zu lassen, mache ich meinem Lieblingsvelomech imfall nicht – es steht sicher im Hoteleingang.
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Also nur kurz. Ein langer Beitrag ist mir grad irgendwie ins Nirwana verschwunden. Ich bin nach einigem Umsteigen und Veloverladen gut, aber ziemlich müde angekommen. Morgen mehr, versprochen.
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